Im Gegensatz zu den Verfechter*innen des Nordischen Modells gibt es jedoch auch Strukturen,
die sich erfreulich unvoreingenommen, differenziert und sachlich mit dem Gesamtkomplex der
Prostitution auseinander setzen. Hierzu zählen:
- verschiedene Organisationen wie z.B.
- FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht will weder den Befürwortern noch den Gegnern eines Sexkaufverbotes folgen
- Die Diakonie hält ein Prostitutionsverbot nach dem Vorbild nordischer Länder für den völlig falschen Weg.
- verschiedene "Runde Tische", zum Beispiel:
- Der Runde Tisch Prostitution in NRW mit seinem Abschlussbericht vom 8.10.2014
Am Runden Tisch gab es niemanden, der das schwedische Modell als übertragbar und wünschenswert favorisierte. Soweit eine Gesellschaft ohne Prostitution als erstrebenswert bewertet wurde, wurde dies allenfalls als individuelle Vision, nicht aber als Richtschnur politischen Handelns angesehen. - Der Runde Tisch Sexarbeit in Berlin veröffentlichte sein
Selbstverständnis:
Besonders in der öffentlichen Wahrnehmung wird Prostitution oftmals mit Armutsmigration, Zwang und Ausbeutung gleichgesetzt. Das Gremium ist der Ansicht, dass dies der Vielschichtigkeit von Sexarbeit und der Heterogenität der in diesem Bereich tätigen Personen nicht gerecht wird. […]
Die Gründe, warum eine Person sich für eine Tätigkeit in der Sexarbeit entscheidet, sind unterschiedlich und individuell. Der Runde Tisch bewertet diese nicht, sondern setzt sich für sichere und von Respekt geprägte Arbeits- und Rahmenbedingungen ein, innerhalb derer Sexarbeit ausgeübt werden kann. - Der Runde Tisch Prostitution Niedersachsen bekam eine
Antwort der Landesregierung:
Prostitution ist Realität und findet als „sexuelle Dienstleistung gegen Entgelt“ an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Formen statt. Sie ist insbesondere beim Straßenstrich oder bei den sogenannten Love-Mobilen sichtbar. Die Erscheinungsformen sind aber darüber hinaus vielfältig. Die Prostitutionsausübung kann etwa in Bordellen, Wohnungen, Laufhäusern, Eroscentern, Anbahnungslokalen, Clubs, S/M-Studios, Pornokinos, Massageinstituten u. ä. erfolgen.
- Der Runde Tisch Prostitution in NRW mit seinem Abschlussbericht vom 8.10.2014
Trauriges Gegenbeispiel ist der so genannte „Runde Tisch Prostitution Stuttgart“, der eigentlich nur ein halbrunder Tisch ist, weil Vertreter*innen der Rotlichtszene ausgeladen wurden, und zwar mit dem bekannten Klischee „Bedenken, wenn Bordellbesitzer und Dominas über Frauen mitreden wollten, die gezwungen seien, ihren Körper zu verkaufen„, also typisches Vokabular von Sexkaufgegner*innen.